Durch die stetig steigende Verkehrsnachfrage und der Wunsch nach individueller Mobilität kommen Städte an die Grenzen ihrer Kapazität. Längst hat man erkannt, dass ein Ausbau der Infrastruktur das Problem der Verkehrsnachfrage nicht lösen kann. Gleichzeitig finden Lösungsansätze die allein den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zum Ziel haben aus ökologischer und ökonomischer Sicht immer weniger Akzeptanz in der Bevölkerung. Zusätzlich stehen Städte vor neuen Problemen wie der zunehmenden Feinstaub- und Lärmbelastung, welche eine Verkehrsträgerübergreifende Koordination erfordert. Damit die vorhandenen Verkehrsnetze sicher, effizient und nachhaltig genutzt werden bedarf es der Entwicklung und Umsetzung von Zuständigkeitsübergreifende Mobilitätsstrategien. Zur Konzeption und Umsetzung dieser Bedarf es Verkehrsmanagementzentralen in Form von Integralen Leitständen.
Zur Entwicklung eines solchen Leitstandes wurde in einem ersten Schritt die Funktionsweise herkömmlicher Leistände evaluiert. Dafür wurden unter anderem die Verkehrsleitzentrale Mannheim und der Verkehrsrechner der Stadt Karlsruhe besucht. Mit den daraus gewonnen Informationen wurde ein prototypischer Leitstand entworfen, der den Operator bei der Engstellenanalyse und im Strategiemanagement unterstützt.
Der Prototyp ist als Webanwendung entworfen und basiert auf der open-source JavaScript Bibliothek Leaflet. Hauptbestandteil ist dementsprechend eine Karte, die dem Operator eine Übersicht über die aktuelle Verkehrssituation bereitet. Dazu werden Verkehrsinformationen des Navigationsanbieter TomTom bezogen. So werden besondere Ereignisse wie Unfälle oder Staus hervorgehoben. Zusätzlich wird auch der aktuelle Verkehrsfluss angezeigt und Verzögerungen farblich hervorgehoben. Über ein Kontextmenü kann der Operator zusätzliche Informationen abrufen und operative Maßnahmen einleiten. Neben der Verkehrsbelastung bietet die Anwendung eine Übersicht über Soll Positionen der Stadtbahnlinien. Prototypischen Zugriff bietet die Webanwendung auch auf die Lichtsignalanlgen, Haltestellen und dynamische Informationstafeln der Stadt Karlsruhe. Liegen bestimmte Szenarien vor, kann der Operator auf einen Strategienkatalog zurückgreifen, der ihm Handlungsschritte zur Problemlösung bietet.
Verkehrsmanagementzentralen gelten als Ausweg aus den innerstädtischen Verkehrsproblemen. Die Entwicklung einer prototypischen Verkehrsmanagementzentrale für die Stadt Karlsruhe bietet die Möglichkeit zukünftige Interaktions- und Visualisierungskonzepte zu evaluieren. Die Weiterentwicklung zu einer realen Verkehrsmanagementzentrale bedarf jedoch langfristige Entwicklungsleistung.
Autor: Felix Boehm